Detlev Schulz-Hendel: Rede zu Smart Mobility (Akt. Stunde CDU, TOP 13b)

- Es gilt das gesprochene Wort -

Anrede,

wenn wir heute über Smart Mobility sprechen, dann reden wir darüber, Verkehr durch Digitalisierung in Städten gut und besser zu lenken. Dass eine digitale Verkehrssteuerung funktionieren kann, hat beispielsweise das Start-Up Unternehmen Graphmaster aus Hannover mit seiner Navigations-App „Nunav“ für das Ausliefern von online gekauften Waren in einer überschaubaren Region bewiesen. Aber, und das sage ich in aller Deutlichkeit, die digitale Verkehrssteuerung ist nur ein kleiner Teil von guter Mobilität und einer Mobilitätswende. Und an dieser Stelle wird es dann spannend. Nur mit dem Steuern des bisherigen Verkehrsaufkommens ist es nicht getan. Wenn wir Platz in den Innenstädten schaffen wollen für attraktive Angebote, die wieder mehr Menschen anzieht über das reine Shoppen hinaus, dann müssen wir über den Autoverkehr reden – und eben auch streiten. Diese Auseinandersetzung um den Autoverkehr ist notwendig: Denn wir sind in einer mehr als 70-Jährigen autozentrierten Infrastruktur aufgewachsen. Und hier müssen wir uns dann auch mal von ideologischen Hemmnissen frei machen. Es geht darum den notwendigen Mut und die Kraft für Veränderungen insbesondere auch in urbanen Räumen aufzubringen.

Hannover als Landeshauptstadt ist hierfür ein gutes Beispiel – und keineswegs allein auf weiter Flur. Hannover reiht sich ein in den Kreis von Städten wie Paris, Barcelona oder Wien. Diese Metropolen probieren und zeigen, dass die Mobilitätswende gelingen kann und wie sie umgesetzt werden kann. Wir müssen uns gerade in den Städten von der vorrangigen Perspektive aus der Sicht des Autofahrenden verabschieden.

Jetzt gilt es die Perspektiven der Kinder, der Beeinträchtigten, der älteren Menschen, der Radfahrenden und der zu Fuß Gehenden einzunehmen.

Es geht darum, die Chancen für unsere Innenstädte zu erkennen. Deshalb ist es gut, auszuprobieren, wie Innenstädte zum Erlebnisraum und zum Raum der neuen Möglichkeiten umgestaltet werden können. Der Erlebnisraum Stadt bedeutet Entschleunigung, Bewegung, Spiel, Sport aber auch neue kulturelle Angebote, die dann auch das Einkaufen zu einem Erlebnis werden lassen.  Das hilft dann auch dem Handel und der Gastronomie.

Um das umzusetzen, brauchen wir Mutmacher*Innen, die bereit sind neues auszuprobieren. Denn wer nicht mutig wagt, wird nichts gewinnen. Eines ist gewiss: Wenn wir nichts ausprobieren, dann werden unsere Innenstädte weiter langsam aussterben. Und auch bei der Diskussion über weniger Autos und wegfallende Parkplätze sollten wir die Chancen sehen.

 Es ist zu kurz gedacht und bedauerlich, dass diese Diskussion auch von Ihnen in der CDU immer noch überwiegend defizitorientiert geführt wird. Wo Verkehr so gesteuert wird, dass Parkplätze wegfallen, wäre über die Zugewinne für die Menschen zu reden, die in der Stadt leben und die dort mehr als Einkaufen wollen. Wenn unsere Innenstädte und der Einzelhandel eine Zukunftschance haben sollen, brauchen wir mehr Erlebnisraum statt Parkraum.

Es gibt bereits Forschungen die belegen: ÖPNV Nutzer*Innen, Fahrradfahrer*Innen und Fußgänger*Innen besuchen öfter die Innenstadt als Autofahrer*Innen und machen auf eine Woche berechnet auch den größeren Umsatz.

Auch daran ist erkennbar: Wir brauchen mutige Verantwortliche in den Städten und Kommunen die bereit sind mit Experimentierräumen etwas zu wagen, etwas auszuprobieren.

Für uns Grüne ist klar: die autogerechte Innenstadt hat sich überholt und ist kein Konzept von Morgen. Mehr Platz für schöne Dinge wie Kunst, Kultur, Spiel, Spaß und Bewegung macht die Innenstädte lebenswert und bringt uns ein Mehr an Lebensqualität. Und es ist an der Stelle lobenswert, dass sich das Wissenschafts- und Kulturministerium in genau diesen Prozess der Auseinandersetzung begibt.

Das Land ist beispielsweise als Hauptgeldgeber des Hannoveraner Kulturfestivals „Theaterformen“, das durch das Staatstheater Hannover organisiert wird, mittendrin im Geschehen auf der gesperrten Hochstraße in Hannover - und nicht am Spielfeldrand.

Anrede,

Uns allen ist bewusst, dass dieses notwendige Umdenken Kraft, Gestaltungswillen und eben eine Menge Mut bedeutet. Aber es wird sich lohnen unsere Städte mit attraktiven Aufenthaltsräumen in Szene zu setzen.

 

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