Detlev Schulz-Hendel: Rede zum Einsatz von künstlicher Intelligenz im Journalismus
TOP 31: Den Einsatz künstlicher Intelligenz in Journalismus transparent gestalten
- Es gilt das gesprochene Wort -
Anrede,
Künstliche Intelligenz oder kurz „KI“ ist spätestens seit ChatGTP auch einer breiteren Öffentlichkeit ein Begriff. KI ist bereits fester Bestandteil in vielen Bereichen und wird in Zukunft die Arbeit von Journalist*innen revolutionieren. Bei der investigativen Recherche und bei der Analyse von großen Datenmengen ist KI schon jetzt ein hilfreiches Werkzeug, z.B. bei der aufwändigen Recherche zu Steuerschlupflöchern, an der der NDR beteiligt war, durchsuchte ein Algorithmus über elf Millionen Dokumente. In China gibt es bereits seit 2018 KI gesteuerte Nachrichtensprecher, die amerikanische Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg lässt ein Drittel ihrer Bilanzberichte von Künstlicher Intelligenz schreiben. Und sind Sie sicher, dass der Wetterbericht auf ihrem Handy nicht auch KI-generiert ist? Oder anders gesagt: ob ich heute mit einer Regenjacke aus dem Haus gehe oder doch lieber Sonnencreme und Schirmmütze einpacke entscheidet am Ende ein Programm.
Die Nutzung von KI bietet zweifelsohne Chancen und Risiken, sogenannte Deep Fakes, also realistisch wirkende Videos, Bilder und Tonaufnahmen, die durch KI abgeändert oder verfälscht wurden, werden zunehmen und sind bereits jetzt ein Problem.
So wurde mittels KI im letzten Jahr ein Video eines Tagesschausprechers erstellt, der darin Werbung für ein Finanzprodukt macht. Und bevor ein falscher Eindruck entsteht: Ein einheitliches Label für KI generierte journalistische Texte, Bilder und Videos im Öffentlich-rechtlichen Rundfunk werden den Missbrauch und Fälschungen nicht verhindern. Aber Transparenz und Einheitlichkeit stärken das Vertrauen in den Öffentlichen-rechtlichen Rundfunk in einer Welt, wo man echt von gefälscht immer schwerer unterscheiden kann.
Wir sind davon überzeugt, KI kann die Intuition, das kritische Denken und das Hintergrundwissen von Journalist*innen nicht ersetzen. Der professionelle Journalismus genießt zu Recht ein hohes Maß an Vertrauen in der Gesellschaft. Um dieses Vertrauen auch in Zukunft zu gewährleisten, bedarf es einheitlicher Vorgaben für die Nutzung von KI. Die Gesetze müssen der Realität technischer Entwicklungen Rechnung tragen und sich diesen anpassen. Auf der Europäischen Ebene wird seit Jahren über diese komplizierten Fragen von Datenschutz, Urheberrecht, Wettbewerbsrecht verhandelt. Im Dezember letzten Jahres kam es zur Einigung zwischen Europäischen Parlament und Rat, das erste weltweite KI-Gesetz ist auf der Zielgraden. Als Bundesländer haben wir im vergleichsweise kleineren Rahmen des Medienstaatsvertrags die Möglichkeit aber auch Verpflichtung uns diesem wichtigen Thema anzunehmen.