Detlev Schulz-Hendel: Rede zum Luftfahrtstandort Niedersachsen

- Es gilt das gesprochene Wort -

Rede TOP 40: Luftfahrtstandort Niedersachsen stärken, Impulse für innovative und nachhaltige Mobilität setzen(Antrag SPD und CDU) sowie Niedersachsen muss jetzt die Chancen für einen Offshore-Weltraumbahnhof prüfen und vorantreiben(Antrag der FDP)

Anrede,

die aktuellen Herausforderungen in der Luft- und Raumfahrt können durchaus Chancen sein, um eine Vorreiterrolle auf den Gebieten Technologie und Forschung zu einzunehmen. Das gilt umso mehr, wenn es darum geht, ökologische Maßstäbe zu setzen. Deshalb wollen wir auch die Technologiezentren und die Fertigungsstandorte der AEROTEC in Nordenham und Varel stärken und stützen. Dennoch können wir uns heute beim Antrag von SPD und CDU enthalten und lehnen den Antrag der FDP in Gänze ab. Das liegt daran, dass bei der FDP, aber auch im Antrag von SPD und CDU vom großen Weltraumbahnhof inmitten von drei großen sensiblen Naturschutzgebieten geträumt wird. Bisher handelt es sich bei diesen Plänen nur um eine Werbetour des Bundesverbandes der Deutschen Industrie.

Der BDI betreibt hier eine Werbetour, ohne jedoch vertiefende Studien zu den Auswirkungen auf den Tisch zu legen.

Viele Probleme werden ausgeblendet. Luftverkehrssperrungen, die Vereinbarkeit mit der Schifffahrt, die Konkurrenz-Nutzungen durch die Fischerei, den Off-Shore-Windparks, aber vor allem der Umwelt- und Naturschutz sind nicht eingepreist. Ich möchte aber klarstellen: Jegliche Forschung im Bereich des Klima- und Umweltschutzes wird von uns Grünen vollends unterstützt. Somit sind natürlich Forschungsprojekte zum Start und Betrieb von Erdbeobachtungssatelliten der Grundpfeiler des grünen Verständnisses von Maßnahmen zum Klimaschutz. Wenn aber der Bau und Betrieb eines Startplatzes für Raketen in der Nordsee erwägt wird, dann müssen erst einmal rechtliche, aber vor allem auch die ökologischen Rahmenbedingungen geklärt werden. Wenn wir die europäische Zusammenarbeit ernst nehmen, dann sollten wir zur Kenntnis nehmen, dass es bereits existierende Startplätze sowohl in Kiruna in Schweden und Andoya in Norwegen gibt. Deutsche Innovationstreiber wie Rocket Factory in Augsburg ziehen beide Plattformen für ihre Starts in Betracht.

Auch in Schottland soll es ähnliche Pläne geben. Aufgrund von rein ökonomisch getriebenen Motiven lehnen wir Grüne aus ökologischer Sicht die Förderung und den Bau eines nationalen Raketenstartplatzes ab und sprechen uns für den Ausbau und die Förderung bestehender europäischer Infrastruktur aus.

Raumfahrt und globale Forschung vertragen keine Kleinstaaterei und das Land Niedersachsen muss sich hier klar für eine europäische Lösung positionieren.

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