Grüne wollen Gemeinwohlökonomie fördern:Hagen: Mehr Menschenwürde und Nachhaltigkeit

Hagen – Wie kann unsere Wirtschaftsweise statt Fixierung auf möglichst hohe Profite mehr auf das Gemeinwohl orientiert werden? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Veranstaltung der Grünen aus Hagen und Georgsmarienhütte.

Detlev Schulz-Hendel: Es geht um Menschenwürde, ökologische Nachhaltigkeit und Transparenz vom Anbau bis zum Handel.© Johannes Bartelt

Hagen – Wie kann unsere Wirtschaftsweise statt Fixierung auf möglichst hohe Profite mehr auf das Gemeinwohl orientiert werden? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Veranstaltung der Grünen aus Hagen und Georgsmarienhütte in der Gaststätte Stock.

„Die Folgen von Corona, Ukraine-Krieg und Börsen-Spekulationen fordern zum Nachdenken heraus, wie unsere Wirtschaftsweise krisenfester organisiert werden kann“, betonte der Grünen-Landtagsabgeordnete Detlev Schulz-Hendel. Ein Angebot biete die Gemeinwohlökonomie. Dabei gehe es um Menschenwürde, ökologische Nachhaltigkeit und Transparenz vom Anbau bis zum Handel sowie sozialem Umgang mit Geldmitteln und Arbeitsverträgen, erklärte der wirtschaftspolitische Sprecher der Fraktion. Durch verantwortlichen Umgang mit Gewinnen und Stärkung der Position der Beschäftigten solle die Wirtschaft widerstandsfähiger werden.

In Niedersachsen seien inzwischen etwa 20 Betriebe gemeinwohl-zertifiziert. Ein Beispiel sei der Getränke-Hersteller Voelkel GmbH im Wendland, der 2019 umgestellt habe und im Internet und bei Betriebsbesuchen darüber informiere. Wichtiger Bestandteil sei Preisstabilität für die Anbauenden. Ziel der Grünen-Landtagsfraktion sei es, diese Wirtschaftsweise zu fördern. „Unser Antrag in 2020 im Landtag für ein Pilotprojekt mit 5 großen und 10 kleinen und mittleren Betrieben ist allerdings bei SPD und CDU noch auf keine Unterstützung getroffen“, berichtete Schulz-Hendel. Trotzdem würden die Grünen entsprechende Initiativen auf kommunaler Ebene weiter unterstützen.

Eine solche stellte der Osnabrücker Fleischer Andreas Witte vor. In Zusammenarbeit mit der Hochschule Osnabrück und Bauernhöfen in max. 40 km Entfernung wolle er seinen Betrieb als „Non-Profit-Firma“ nach dem Modell einer an ökologischen und sozialen Werten orientierten Marktwirtschaft ausrichten. Mit einer 80-kW-Photovoltaikanlage solle der Betrieb energieneutral werden. Mit seinem Konzept eines „wir-marktes“ wolle er Klimakrise, Artensterben und ökonomische Ungleichheit entgegenwirken, erklärte Nils Heitmann. Auch ihm gehe es darum, in einer transparenten Genossenschaft Menschen mehr Einfluss zu bieten.  ,,Faire Löhne für Produzenten und günstigere Preise für Kunden entstehen, indem ein paar Stunden im Monat von den Mitgliedern  mitgearbeitet oder ein Monatsbeitrag geleistet wird“, so Heitmann.

Angesprochen auf Probleme im Handwerk kündigte Schulz-Hendel an, mit einem Azubi-Ticket den Weg in den Ausbildungsbetrieb, zur Berufsschule und zur überbetrieblichen Bildungsstätte erleichtern zu wollen. Mit betriebsspezifischen Sprachkursen und Integrationshilfen solle der Weg von Geflüchteten in Arbeit unterstützt werden. Zudem gehe es den Grünen um Bürokratieabbau und kostenfreie Meisterausbildung.

Landtagskandidatin Petra Funke begrüßte die Konzepte. „Damit kann ein Beitrag zur regionalen Verankerung der Wirtschaft, Zufriedenheit der Beschäftigten und Stärkung der Steuerkraft in den Kommunen geleistet werden“, erklärte die Fraktionsvorsitzende im Georgsmarienhütter Stadtrat. Das Land sei gut beraten, seine Förderung auf in Niedersachen Steuern zahlende Betriebe zu konzentrieren.

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